5. - 21. November 2010
"Die Sprache ist ein Virus", lautet ein berüchtigtes Diktum von William S. Burroughs.
Die gesellschaftlich definierte Trennlinie zwischen Artikulationsvermögen und Artikulationsunvermögen
ist rein ideologisch. Diese Ideologie sorgt in allen Bereichen des Lebens für ein Wuchern von Texten,
von Mikrotexten, Metatexten und Hypertexten, die vieles versprechen aber doch das Wesentliche nicht
preisgeben wollen: welches Subjekt äußert was, aus welcher Motivation heraus und mit welchem Ziel,
und woher kommen die sprachlichen Mittel und Techniken, die dieses Subjekt beherrscht oder von denen es beherrscht wird.
In dieser Ausstellung trägt Nicolas Wiese Arbeiten, Skizzen und Prozessdetails aus den letzten 5 Jahren
zusammen, denen gemeinsam ist, dass sie fast ausschließlich Textzitate, schriftsymbolische Codifizierungen
und / oder Sprechstimmen zum Ausgangsmaterial haben.
Wiese unternimmt in der Projektwerkstatt den Versuch, diese unterschiedlichen Einzelarbeiten zu einem
ortsspezifischen Gesamtkomplex zusammenzutragen, in dem die ideologische Sprache auf spielerische Weise
dekonstruiert wird, in dem die menschliche Stimme als Material in die reine Abstraktion und wieder zurück
zum subjektiven Sprech-Körper geführt wird, und in dem die Trennlinien zwischen 'richtiger' und 'falscher'
Sprache / 'offizieller' und 'privater' Sprache / 'lyrischer' und 'prosaischer' Sprache ad absurdum geführt werden.
Fotos: Nicolas Wiese